Der Countdown läuft und leider weiß ich schon jetzt, dass ich mich nicht daran halten kann. Nach drei Jahren, in denen Fred sich gut gehalten hat und kaum größere Eingriffe brauchte, ist nun wirklich mal was fällig. Er fährt zwar, aber es klappert merklich und nächsten Montag ist es soweit: Es wird präventiv in Getriebenähe operiert. (Ja genau, das ist der Montag, an dem die Reise losgehen sollte.)
Ehrlich, mein nahezu fatalistisches Bauchgefühl wäre überrascht gewesen, wenn nicht vor der Abreise noch etwas "schiefgegangen" wäre.
Fatalismus - Ergebenheit an die als unabänderlich hingenommene Macht des Schicksals
Die "Macht des Schicksals" hält mich also noch einige Tage von der Abreise zurück, aber was sein muss, muss sein und Eile habe ich ja keine. Wer weiß, wofür das gut ist. Hm, für diesen Artikel vielleicht, denn nun kann ich mir die Zeit nehmen, mal in aller Ruhe von meiner Zeit unter dem Auto zu berichten.
Reisevorbereitung: Werkstattpraktikum
"Und was, wenn dein Auto liegenbleibt?", diese Frage bekomme ich oft. Natürlich habe auch ich mich gefragt, ob ich grundlegende Reparaturen nicht selbst übernehmen können sollte, also: Nicht lang schnacken und anpacken.
Ganz aufgeregt stehe ich an einem Nachmittag im Oktober 2022 in meiner Werkstatt des Vertrauens und frage, ob ich als Praktikantin mal mit reinschauen darf. Ich werde eingelassen in die heiligen Hallen und ein neues Kapitel öffnet sich für mich. Nachdem ich mir mit Busausbau und Hausbau in den letzten Jahren so viel Handwerkliches beibrachte und beibringen lassen habe, darf ich nun endlich mit in und unter die Autos schauen. Ein langjähriger Wunsch wird wahr, denn KFZ-Mechatronik war in meinen Augen schon immer der abgefahrenste Ausbildungsberuf.
Das soll sich auch bestätigen, denn hier kommt einfach alles zum Einsatz. Zwischen Schweißgerät und Lötkolben, Kabelbindern, Reifen und Federbeinen verbringe ich ab November so manchen kalten Wintertag mit der Mannschaft. Bei Filterkaffee und einer Luft aus kaltem Zigarettenrauch und Ölgeruch wird mir viel gelehrt und ich bin unglaublich froh, hier sein zu dürfen.
Die Zeit dort war eine meiner besten Entscheidungen, denn während ich mir Rad-, Öl- und Steuerkettenwechsel ansehe, die Zusammenhänge der Teile erklärt bekomme und allmählich zu verstehen beginne, gewinne ich an Selbstvertrauen, dass ich zumindest einige dieser Handgriffe selbst hinbekommen kann. Vor allem aber habe ich eine Ahnung davon, was mit wie viel Aufwand und welchem Werkzeug reparabel ist und wovon ich besser die Finger lasse. Beispielhaft dafür bekomme ich handliche Merksätze mit auf den Weg, wie: "Strom macht klein, schwarz und hässlich". Das war in der Zeit, in der ich meine Stromversorgung im Bus selbst in die Hand genommen und fleißig verkabelt habe. Kein Wunder, dass ich davon noch unruhig schlafen sollte.
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