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Schnell, schnell

Du stehst auf der Veranda und starrst ins Leere. Dein Gesicht ist nicht viel älter als meins, doch voller Schmerz. Wenn du lächelst, platzen Falten und Zähne in dein Gesicht wie Lichter, die in die Dunkelheit fallen. Aber diese Dunkelheit selbst trägt die volle Verantwortung für dein Gesicht.


Du sagst, du willst dein Haus in den Wolken bauen. „Auf dieser dort“, und du zeigst auf den Himmel.


„Dann solltest du dich beeilen“, sage ich, während die Wolken langsam weiterziehen.


Aber du lässt dir Zeit, sagst du. Du hast alle Zeit der Welt. Und als ob du dich an diese Welt, diesen irdischen, festen Boden binden wolltest, nimmst du alle Last auf dich, die du tragen kannst. Je schwerer, desto besser, damit du nicht ins All schwebst. Oder hinauf in dein kleines Haus, wo du dich ausruhen könntest, um endlich in Frieden zu leben.


Du hast dich für diese Last entschieden, um dich auf dem Boden zu halten, dich zu erden und dir mit dem Tragen eine Beschäftigung zu schaffen. Um dich zu beschäftigen und dich abzulenken, während du nach etwas suchst, das es vielleicht gar nicht gibt. Ist das Religion?

Wir leben in entgegengesetzten Welten, aber wenn ich dir zuhöre, höre ich mich selbst.


Deine endlose Suche, diese Unruhe und diese Neugierde, die im Laufe der Jahre langsam zu Schmerz geworden ist. Ich habe alles, warum geht es mir nicht gut? Ich war ganz oben und ganz unten, bin gerannt und habe gejagt, meine Erinnerungen reichen schon jetzt für viele Leben. Ich war bei allem dabei, in guten wie in schlechten Zeiten, habe alles gefühlt, von Frieden bis Schmerz, von Not bis Verzweiflung.


„Entgegengesetzte Welten liegen manchmal ganz nah beieinander“, sagst du, und wenn ich dir zuhöre, bekomme ich Angst.


Es gab Tage, an denen ich glücklich war. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut, diese übersprudelnde, alles einnehmende Freude, während man Träume jagt. Diese Träume, die mich tagsüber mitrissen und nachts wachgehalten haben. Sie sind verschwunden. Es scheint fast so, als bestünde darin die größte Bürde, wenn man den Traum lebt: Es gibt nichts mehr, wovon man träumen könnte. Aber ich bin immer noch in Bewegung, renne und jage. Schnell, schnell - aber wohin?




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