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Polen & Slowakei

Oncești, 01.06.2023



Seit einer Woche lebe ich in meinem Auto und gewöhne mich daran, dass das mein neuer Alltag ist. 7 Tage, 1 500 km, 5 Länder, keine schlechte Bilanz. Ich bin angekommen in Rumänien, um mich herum zirpen die Insekten und zum Abendessen brate ich mir gleich einen Haufen gelber Baumpilze. Aber ich fange wohl besser von vorn an.


Polen:


Bolesławiec, Wrocław, Oświęcim und Zakopane waren meine ersten Punkte der Reise. Ursprünglich wollte ich nach Breslau durchfahren, direkt am ersten Tag, aber die Baustellen waren zahlreich und ein bisschen zu spät gestartet bin ich auch. Aber: Home is where you park it, also war mein zu Hause in Bolesławiec, einem kleinen, schönen Ort in Westpolen. Auch Wrocław war schön, jedoch kaum ereignisreich. Viel Fahren, viele Podcasts, gute Piroggen, Sonne und ein bisschen Arbeit.


Schließlich habe ich entschieden, auch in Oświęcim zu halten. Nach Buchenwald war Auschwitz-Birkenau damit das zweite KZ, dass ich vor Ort angesehen habe und mir ratterte die Rübe auf dem Weg über das Gelände, das mittlerweile seltsam friedlich scheint. In meinem Tagebuch bekam ich nicht mehr raus, als:


"Die Baracken sind beklemmend und bei dem Gedanken daran, dass dieser Grund mit Blut durchsickert sein muss, bekomme ich Gänsehaut. [...] Ich frage mich Vieles, aber finde keine Antworten, Gedanken kommen und gehen. Mir scheint, als hätte ich nichts mehr zu sagen. Keine Erkenntnis, nur ein mulmiges Gefühl im Magen."

Im Anschluss an Oświęcim fuhr ich nach Zakopane, um dort Philipp abzuholen, mit dem ich die letzten Tage teilen durfte. Noch in der Nacht, am Fuße der hohen Tatra, lernten wir Brendon kennen, einen Brasilianer, der sich am Auto bemerkbar machte. Er kam viel zu spät aus den Bergen zurück und wollte durch den mittlerweile stockfinsteren Wald in den Ort laufen, aus dem wir gekommen sind: innerhalb von 30 Minuten Fahrt. Während ich sein Handy zum Laden ansteckte, sind wir ins Gespräch gekommen und schließlich hat er es geschafft, sich dort ein Taxi zu organisieren. Aus seinem Rucksack zauberte er in der Zwischenzeit seine Polaroidkamera, einen Pokeball und zwei Magic Cubes. Hauptsache die waren dabei, wohl anstelle von Taschenlampe und Wasser.


Meinen letzten Tag in Polen habe ich schließlich mit Philipp in den Bergen verbracht bei den sogenannten Five Polish Ponds. Die Landschaft ist unglaublich, wie auch der Weg dahin. Wir waren den ganzen Tag an der frischen Luft zwischen angeregten Diskussionen, nach-müde-kommt-blöd-Humor und angenehmer Stille. Nichts liebe ich mehr, als diese Tage, an denen man am Abend völlig fertig ins Bett fällt.


Slowakei:


Die nächsten Tage haben wir in und um Poprad auf der slowakischen Seite der Tatra verbracht. Das Tal auf unserer zweiten großen Wanderung von Starý Smokovec bis zur Téryho Chata war einer der schönsten Orte, an denen ich jemals war. Außerdem ist die Hütte unglaublich gemütlich und wer auch immer dort kocht: Käsewürfel in Linsensuppe zu machen, muss die wohl beste Idee unserer Zeit sein.


Seit gestern bin ich wieder allein unterwegs. Ich bin auf der Straße, es liegt Kaffee in der Luft, nachdem ich einen Stopp an der Tankstelle eingelegt habe, und vor mir tauchen dunkle Wolken auf: Rauchwolken, durch die nur müßig die Reflektion des Auspuffs durchdringt. Die Straßen werden rauer, das kenne ich schon von meiner Balkantour vor zwei Jahren, und ich weiß: Jetzt geht es los, möge der Schlaglochslalom beginnen!




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